Macbeth

Vienna State Opera

| 18 November 2022 | 21 November 2022 | 24 November 2022 | 27 November 2022 |

(c) Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

    Composer : Giuseppe Verdi
     

    Director : Barrie Kosky
    Stage and Lighting : Klaus Grünberg
    Costume Design : Klaus Bruns
     

    Conductor : Giampaolo Bisanti
    Chorus : Chorus of the Vienna State Opera
    Orchestra : Orchestra of the Vienna State Opera
     

    Performers

     

    Macbeth : Simon Keenlyside
    Lady Macbeth : Anna Pirozzi
    Banquo : Riccardo Fassi
    Macduff : Freddie De Tommaso

Simon will return to the Vienna State Opera this autumn and will sing four performances of Macbeth in November 2022.

 

More information and tickets

 

 

SOUNDBITES

 

Krone, 20.11.2022, Thomas Gabler - no online link

 

Endlich ein italienisches Sängerfest

"… Charakterdarsteller war er immer, nun ist er auf dem Höhepunkt, besonders stimmlich: SK als zweifelnder Königsmörder Macbeth brilliert, zeigt die Zerrissenheit in allen Momenten. Beeindruckend bis zur Arie „Piets, rispetto, amore“ am bitteren Ende."

 

At last an Italian feast of singers

".. He was always a character actor, now he is at his peak, especially vocally: Simon Keenlyside is brilliant as the doubting regicide Macbeth, showing the inner conflict at every moment. Impressive up to the aria "Piets, rispetto, amore" at the bitter end."

 

Die Presse, 20.11.2022, Theresa Steiniger- no online link
 

"Wie ein Spielball ihrer (d.h. Lady M) Wünsche wirkte da SK als Macbeth allzu oft. Doch auch er wusste Gesten und Mimik gut zu dosieren. So zeichnete er den Mörder auf dem Königsthron als stets Schwankenden, später Gebrochenen umso eindringlicher. Es wirkte, als leite sein Macbeth nicht ein Furor, auch nicht so sehr die Machtgier, sondern ein durch den Tunnel noch unterstrichener, höllischer Sog, dem er nicht entkommen kann."

 

"Simon Keenlyside appeared too often as the plaything of Lady Macbeth’s desires. But he also knew how to measure out his gestures and facial expressions. He portrayed the murderer on the king’s throne as always vacillating, later broken all the more forcefully. It seemed as if his Macbeth was not being driven by fury, nor by lust for power, but by an infernal vortex - underlined by the tunnel - from which he could not escape."

 

 

"An diesem Abend begab sich der seltene Fall, daß ein Sänger durch seine Rollenauffassung die Unzulänglichkeiten einer Regie-Arbeit offenbarte: Simon Keenlyside war erstmals in Barrie Koskys von jenen, die nie für ihre Karte bezahlen, gelobter Arbeit in Wien zu erleben. Keenlyside war bereits nach dem ersten Akt Sieger nach Punkten. Der Engländer spürt ja immer den psychologischen Hintergründen der darzustellenden Figuren nach. Legte die Kosky’sche Ignoranz der Szenenanweisungen von Piave und Verdi bereits in der Lady großen Szene im ersten Akt bloß: Er, der doch gar nicht auf der Bühne sein sollte, zog alle Aufmerksamkeit an sich, während die Lady der Anna Pirozzi mit den gesanglichen Tücken der ihres Rezitativs amputierten Arie kämpfte.

Ähnliches begab sich in der Szene der Erscheinungen im dritten Akt: Keenlyside lief im einzigen Lichtkegel hin und wider, bemüht, dem Publikum Macbeths Horror darstellerisch wie gesanglich verständlich zu machen. Doch da Kosky mit der ihm gewährten Macht des Spielvogtes verfügt hat, daß diese Erscheinungen für das Verständnis des Publikums offensichtlich nicht von Belang sind und daher zu unterbleiben haben, war alles, was ich sah, ein aufgeregt wirkender Mensch. Es hätte sich ebenso um Edmond Dantes in seiner Zelle des Château d’If nach der ersten Begegnung mit dem Abbe Faria handeln können. Oder um den Hauptmann Melzer in der Nacht vor der Bärenjagd mit dem Major Laska  

m Ende gibt Kosky die Idee des beleuchteten Spielzentrums auf, plaziert (weil noch Musik übrig ist?) den doch bereits toten Macbeth auf der Vorderbühne und läßt dahinter den Vorhang fallen. Da stand also Keenlyside im Lichtkegel wie Rigoletto in Pierre Audis mißlungener Wiener Inszenierung. Was folgte, war eine belanglose Bebilderung der letzten Szene mit zwei Stühlen und zwei Raben. (Ich sagte dies bereits.)

Gesanglich überzeugte Simon Keenlyside nur bedingt. Seine Stimme präsentierte sich, zumal wenn er ihr forte oder fortissimo gesungene Phrasen abverlangte, trocken und manchmal spröde, mit relativ großem Vibrato. Das war selbst in Pietà, rispetto, amore nicht zu überhören, obgleich hier die Phrasen sicherer gelangen. Auf der Habenseite steht des Engländers Stimmkultur, wie er sie immer noch einzusetzen weiß und sie selten geworden ist auf unseren Bühnen. Angesichts dessen scheint die Frage müßig, ob dieser Macbeth einer in der Tradition der genuinen Verdi-Baritone ist: Diese Gattung ist ausgestorben."

"This evening was the rare occasion when a singer revealed the inadequacies of a director's work through his interpretation of the role: Simon Keenlyside was seen for the first time in Vienna in Barrie Kosky's production, which is praised by those who never pay for their tickets. Keenlyside was the winner on points after act one. The Englishman always traces the psychological background of the character he is  portraying. He exposed Kosky's ignorance of Piave's and Verdi's stage directions aslready in the big scene in the first act: he, who should not even be on stage,  took all the attention, while Anna Pirozzi’s Lady Macbeth fought with the vocal pitfalls of her aria, of which the recitative had been cut.

Something similar happened in the scene with the apparitions in the third act: Keenlyside ran back and forth in the only cone of light, trying to make Macbeth's horror understandable to the audience through acting and singing. But since Kosky, with the power of the magistrate granted to him, decreed that these apparitions are obviously irrelevant to the audience's understanding and must therefore be avoided - all I saw was an agitated looking man.  He could also have been Edmond Dantes in his prison cell at the Château d'If after his first encounter with the Abbe Faria. Or Captain Melzer the night before the bear hunt with Major Laska  …

At the end, Kosky abandons the idea of the illuminated acting centre, places (because there is still some music left?) the already dead Macbeth on the front stage and lets the curtain fall behind him. So there Keenlyside was again standing in the spotlight like Rigoletto in Pierre Audi's failed Vienna production. What followed was an inconsequential illustration of the last scene with two chairs and two ravens. (I already said this.)

Vocally, Simon Keenlyside was only partially convincing. His voice sounded dry and sometimes brittle, with a relatively large vibrato, especially when he demanded phrases sung forte or fortissimo. Even in 'Pietà, rispetto, amore' this could not be ignored, although the phrases are more secure here. On the plus side is the Englishman's vocal culture, which he still knows how to use and which has become rare on our stages. In view of this, the question of whether this Macbeth is one in the tradition of genuine Verdi baritones seems pointless: this genre has died out."

 

 

"Zur Wiederaufnahme von Barrie Koskys konsequenten, ideenweise originellen, letztlich aber etwas öden "Macbeth"-Inszenierung aus dem vergangenen Jahr (die bereits ab 2016 in Zürich zu sehen war) durfte in der Staatsoper ein echter Publikumsliebling ran: Gerade erst einen Monat, nachdem er hier als Rigoletto auf der Bühne stand, folgt Simon Keenlyside dem bisherigen Wiener Macbeth, Luca Salsi, in der Titelpartie nach.

Ganz viel Statur gibt Keenlyside dabei dem Schottentyrannen mit, der sich nach einer Weissagung dreier Hexen und mit seiner Frau als treibender Kraft bemüht, zunächst gewaltsam König zu werden und dies dann auch zu bleiben, was schließlich misslingt. Keenlyside findet sowohl gesanglich ausdauernd als auch darstellerisch überzeugend viele Nuancen, um den Weg Macbeths vom anfänglichen Ringen, ob ein Mord überhaupt denkbar wäre, über den kühlen Machtkalkulator, der weitertöten muss, bis hin zu einem in Wahn."

 

"In the revival of Barry Kosky’s consistent, imaginatively original, but ultimately somewhat dull "Macbeth" production from last year (which was already seen in Zurich from 2016), a real audience favourite had his turn. Nearly a month since he was here on stage as Rigoletto, Simon Keenlyside succeeds the previous Viennese Macbeth, Luca Salsi, in the title role. 

Keenlyside gives great stature to the Scottish tyrant, who, after a prophecy from three witches and with his wife as the driving force, first tries to become king by force and then to keep the crown - an endeavour which ultimately fails. Keenlyside finds many nuances, both vocally persistent and convincingly portrayed, to trace Macbeth's path from the initial struggle as to whether murder would even be imaginable, to the cool calculator of power who must continue to kill, to someone who is addicted to bloodlust in madness and fear."

 
 
(4 stars)
 

Simon Keenlyside brilliert in Verdis Macbeth an der Wiener Staatsoper

"Das große Faszinosum an Verdis Macbeth ist in aller Regel die Lady, die mit dem Anglizismus „bitch” vielleicht am besten umschrieben ist. Skrupellos, böse – und trotzdem schauen und hören wir wie gebannt zu, wenn sie ihre Auftritte hat: Sie ist der Star der Show. Es sei denn, man stellt ihr jemanden wie Simon Keenlyside in der Titelpartie zur Seite…

Kluge Krafteinteilung erlaubte es Keenlyside am Haus am Ring, von Anfang bis zum Ende keine Schwächen zu zeigen, und man braucht auch gar kein Fan zu sein, um anzuerkennen, dass Macbeths Sterbeszene erschreckend echt wirkte. Eher diskutieren kann man, ob „Pietà, rispetto, amore“ ebenso lebensecht, also emotional-brüchig und leicht temporeduziert sein soll. Wer Oper (auch) der großen Gefühle wegen liebt, wird von Keenlysides Ansatz hingerissen sein und sie nicht gegen den traditionellen, aber auch recht artifiziellen „Schöngesang“ dieser Arie eintauschen wollen."

Simon Keenlyside shines in Verdi's Macbeth at the Vienna State Opera

"The great fascination of Verdi's Macbeth is usually the lady, who is perhaps best described with the English word "bitch". Without scruples, evil - and yet we watch and listen as if spellbound when she makes her appearances: she is the star of the show. Unless you pair her with someone like Simon Keenlyside in the title role...

Clever use of strength allowed Keenlyside at the Haus am Ring to show no weaknesses from start to finish -  and you don't even have to be a fan to appreciate that Macbeth's death scene seemed chillingly real. It is more debatable whether "Pietà, rispetto, amore" should be just as lifelike, i.e. emotionally fragile and slightly slowed down. Anyone who loves opera (also) because of its great emotions will be enraptured by Keenlyside's approach and will not want to exchange it for the traditional, but also quite artificial "beautiful singing" of this aria."

 

Kurier, Susanne Zobl - no online link
 
(4 stars)
 

Ein düsterer Abend voller Glanz auf der Bühne. Verdis Macbeth in starker Besetzung im Repertoire der Wiener Staatsoper

"Ein Mann im fahlen Schein der Lampe, zerrieben zwischen Wut und Verzweiflung, erdrückt von der Last seiner Schuld. Eine Figur wie aus einen Psycho-Thriller, das ist Giuseppe Verdis Macbeth an der Wiener Staatsoper, wenn SK ihn darstellt. Es braucht offensichtlich einen feinnervigen Singschauspieler wie den herausragenden britischen Bariton, um die Essenz von Barrie Koskys Inszenierung zu erschließen. Denn bis auf diesen spärlichen Lichtschein bleibt die Bühne durchgehend düster.

Kosky ging offensichtlich nach dem Rolling Stones-Song „ paint it black“ vor. Alles Schwarz in Schwarz. Das kann der Intensität von Keenlysides Darstellung nichts anhaben. Mit Noblesse singt er siese Partie, besticht in allen Lagen mit eleganten Phrasierungen und seiner markanten, golden timbrierten Stimme."

 

A dark evening full of glamour on stage. Verdi's Macbeth in a strong cast in the repertoire of the Vienna State Opera

"A man in the pale glow of the lamp, torn between rage and despair, crushed by the burden of his guilt. A character straight out of a psychological thriller, that is Giuseppe Verdi's Macbeth at the Vienna State Opera when Simon Keenlyside portrays him. It obviously takes a sensitive singing actor like the outstanding British baritone to unlock the essence of Barrie Kosky's production. For except for this sparse glow of light, the stage remains gloomy throughout.

Kosky obviously went after the Rolling Stones song "Paint It Black." All black on black. This does not detract from the intensity of Keenlyside's performance. He sings this part with nobility, impresses in all registers with elegant phrasing and his distinctive, golden timbred voice."

 

 

"Das von unbändigem Ehrgeiz angetriebene Herrscherpaar ist top besetzt und bestens aufeinander eingespielt. Erst vor einem Jahr sind Anna Pirozzi und Simon Keenlyside im London in diesen Rollen in einer Aufführungsserie – hoch gefeiert – aufgetreten, nachdem Pirozzi bereits 2018 neben Anna Netrebko als Zweitbesetzung für die Lady Macbeth eingesetzt worden war. Man kann davon ausgehen, dass die dabei gemachten Erfahrungen beiden auch in dieser sonderbaren Inszenierung zu Gute kommen. Besonders Keenlyside scheint sich nicht so sehr von den regielichen Vorgaben einengen zu lassen, sondern nützte jede Gelegenheit, um der Person des machthungrigen, durch Mord und Totschlag an die Macht gekommenen und von seinen Bluttaten heimgesuchten Macbeth darstellerisch ein zutreffendes Profil zu verleihen. Dazu trägt auch seine fein timbrierte, eingängigen Stimme bei, die zwar nicht den heldenhaften Verdi-Baritonen zuzurechnen ist, aber gerade dadurch Macbeths psychische Verfassung trefflich auslotet, ist diese doch der Grund dafür, dass er dem Machtanspruch nicht gewachsen ist und immer wieder in Phasen der Reue und quälender Gewissensbisse verfällt."

 

"The ruling couple, driven by unbridled ambition, are cast at the highest level and perfectly attuned to each other. Only a year ago, Anna Pirozzi and Simon Keenlyside appeared in London in these roles in a series of highly acclaimed performances –after Pirozzi had already been used as an understudy for Lady Macbeth alongside Anna Netrebko in 2018. It is safe to assume that the experiences gained in those roles will also benefit both of them in this odd  production. Keenlyside in particular does not seem to have let himself be restricted by the stage directions. Instead, he used every opportunity to portray the character of the power-hungry Macbeth -  who came to power through murder and manslaughter and is haunted by his bloody deeds - in an appropriate way. This is also helped by his finely timbred, engaging voice, which is not one of  Verdi’s heroic baritones, but which, precisely because of this, perfectly explores Macbeth's psychological state, which is the reason why he is unable to cope with his claim to power and repeatedly succumbs to phases of  regret and agonising remorse."